Barrierefrei ins Montafon. Geht das ?

Summer
Tüchtiges
06.08.2024

In diesem Beitrag berichte ich von meiner barrierefreien Reise ins Montafon. Gemeinsam mit meiner ebenfalls gehbehinderten Lebensgefährtin Elisabeth testete ich die öffentlichen Verkehrsmittel von Rankweil nach Schruns. Mein persönlicher Erfahrungsbericht zeigt, dass eine barrierefreie Anreise ins Montafon problemlos möglich ist, wenn einige praktische Hinweise beachtet werden.
Ich möchte gerne vorweg nehmen, dass ich ein Betroffener bin und kein Experte, jegliche Einschätzung ist meine persönliche Auffassung.

Georg auf dem Weg ins Montafon

An einem sonnigen Frühsommertag habe ich mich entschieden, gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Elisabeth, die ebenfalls eine Gehbehinderung hat, von Rankweil nach Schruns zu fahren, und zwar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich war an diesem Tage mit einem Rollator unterwegs.

Wir konnten gleich einen Zug nehmen, der von Lindau bis nach Schruns fährt. Somit konnten wir in Rankweil  einsteigen und mussten nicht nochmal umsteigen. Dieser Zug verkehrt mehrmals täglich. Teilweise gibt es aber auch Verbindungen, bei denen man in Bludenz umsteigen muss. Ich würde hier also immer die durchgehende Verbindung empfehlen.
Auf der Hinfahrt war der neue ÖBB Cityjet eingesetzt, welcher mittlerweile Standard auf der Strecke ins Montafon ist. Dieser neue moderne Zug der ÖBB hat den Vorteil, dass beim Halt des Zuges im Bahnhof, nach Betätigen des Türöffners, Schiebetritte ausgefahren werden. Mit dem Rollator konnte ich gut einsteigen, aber auch sonst kann ich mit meinem E-Fix Rollstuhl (elektrischer Rollstuhl) - mit dem ich meist unterwegs bin - sehr gut in die neuen Zuggarnituren hineinfahren. Durch die ausfahrbaren Schiebetritte kann ich geradeaus, mit den kleinen Rädern voraus, hineinfahren. Bei den älteren Zuggarnituren, ohne die ausfahrbaren Schiebetritte, muss ich wegen des breiteren Spalts zwischen Zug und Bahnsteig rückwärts hinein, also zuerst mit den großen Rädern.  Mit einem händischen Ruck der Räder komme ich dann aber auch gut hinein. 

Der neue ÖBB Cityjet hat ein eigenes Rollstuhlabteil mit einer barrierefreien Universaltoilette. Der Einstieg für Rollstuhlfahrer:innen und die Universaltoilette befinden sich dort, wo der Stromabnehmer (Bügel) beim Zug nicht ausgefahren ist. Je nach Fahrtrichtung ist dies entweder im ersten oder letzten Wagon. Ich steige meistens bei diesem für Rollstuhlfahrer vorgesehenen Abteil ein. Bin aber auch, wenn es nicht anders möglich war, auch schon beim Fahrradabteil eingestiegen.

Auch der Ausstieg in Schruns war ohne Probleme möglich. Der Bahnsteig hat dieselbe Höhe wie die Tür des Zuges. Mittlerweile sind die meisten Bahnhöfe umgebaut. Beim Bahnhof in Schruns war dann auch ein niedriger Nahverkehrsbus anwesend. Bei diesen muss dann nur für den Einstieg des Rollstuhlfahrers oder der Rollstuhlfahrerin eine Rampe vom Busfahrer ausgeklappt werden. Mich hat es sehr gefreut, dass im Montafon solche Busse unterwegs sind!

Meine Tipps:

  • Sollte man auf weitergehende Hilfe angewiesen sein, so sollte man die Zugfahrt vorher bei der ÖBB anmelden.
  • Bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb des Montafon wird ebenfalls um eine Voranmeldung bei der Montafonerbahn gebeten. Dann wird man auch dort vom Zug- oder Bahnhofspersonal bestens unterstützt. 

Generell kann ich sagen, dass eine barrierefreie Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Montafon durchaus möglich ist!

Georg

Hoi zemma! Ich bin Georg Fritsch, 59 Jahre, aus Rankweil. Als Vizepräsident des ÖZIV Landesverband Vorarlberg, Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung, und durch eine Gehbehinderung selbst Betroffener, erkundige ich mich in eigener Sache gerne bezüglich vorhandener Barrierefreiheit bei öffentlichen Verkehrsmitteln, öffentlichen Gebäuden, Hotels und sonstigem. Ich bin, sofern möglich, gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.  Auch genieße ich gerne hin und wieder eine Fahrt mit einer Bergbahn im Montafon. Ich kann in diesem Zusammenhang nur allen ein großes Kompliment aussprechen, die es mir, trotz körperlicher Beeinträchtigung, ermöglichen, dies alles zu erleben. Ein besonderes Kompliment möchte ich da dem Personal der Bergbahnen aussprechen, die immer sehr hilfsbereit agieren.

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