Die Maisäßlandschaft im Montafon

„A Stückli heile Welt“ – Hier wird die Vergangenheit greifbar.

Für viele Montafonerinnen und Montafoner sind die Maisäße magische Orte zum Innehalten, Erinnern und Erholen. Die Maisäßlandschaft und die damit verbundene Lebenskultur prägen die Menschen und das gesamte Landschaftsbild des Tales Montafon bis heute.

Maisäß

Eine gelebte Tradition

Im Montafon bezeichnete man ursprünglich landwirtschaftliche Flächen zwischen 1.200 und 1.600 m als Maisäß. Sie dienten als Mittelstufe zwischen Tal und Alpe und machten die Dreistufenlandwirtschaft möglich – eine Tradition, die bis heute das Landschaftsbild prägt.

Oswald Ganahl bewirtschaftet in Bartholomäberg mit seiner Familie noch immer nach diesem Vorbild. „Es ist aufwendiger, aber uns war wichtig, die Tradition weiterzuführen“, erzählt er stolz.

Oswald Ganahl im Interview

„Wir wollen die Tradition weiterführen.“

Was ist eine Dreistufenlandwirtschaft?

Die Dreistufenlandwirtschaft folgt dem Jahreskreislauf der Natur: Im Frühjahr zieht die Familie mit dem Vieh vom Tal auf das Maisäß, bevor es im Sommer auf die Alpe geht. Im Herbst kehrt es in umgekehrter Reihenfolge zurück.

Bei Oswald Ganahl packen drei Generationen mit an. „Ohne diese Zusammenarbeit wäre die Dreistufenlandwirtschaft nicht mehr möglich“, sagt er. Trotz des hohen Aufwands sieht er auch Vorteile: „Da wir dem Futter in die Höhe nachziehen, können wir im Tal früher und öfter heuen – das hilft im Winter.“

Wie war das Leben auf einem Maisäß früher?

Das Leben auf dem Maisäß bedeutete harte Arbeit – ohne Maschinen, mit wenig Platz und ohne Komfort. „Selbst in meiner Kindheit vor 40 Jahren gab es weder Fernseher noch Radio. Gewaschen haben wir uns mit eiskaltem Wasser aus dem Trog“, erinnert sich Oswald Ganahl.

Trotzdem war die Zeit dort besonders. Die Arbeit war weniger hart als am Hof, und gesellige Abende mit Nachbarn, Hirten und Jägern brachten Abwechslung. „Wir trafen uns jeden Abend woanders – die Gemeinschaft wurde gepflegt. Es war ein Stückle heile Welt da oben.“

Welche Bedeutung hat die Maisäßlandschaft für die Montafoner?

Für viele Montafoner ist das Maisäß mehr als ein Ort – es ist ein Stück Heimat und gelebte Tradition. Wer eines besitzt, pflegt es wie einen Schatz. „Jedes Mal, wenn ich dort oben bin, vergesse ich den Stress im Tal“, sagt Oswald Ganahl.

Das Maisäß verbindet Generationen, bewahrt Wissen über die Natur und erinnert an die Lebensweise der Vorfahren. Die tiefe Verbundenheit mit dieser Kulturlandschaft macht ihren Erhalt für viele zur Herzensangelegenheit.

Was hat sich verändert?

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Maisäß seine landwirtschaftliche Bedeutung. Produktionsdruck und Rationalisierung machten es als Mittelstufe überflüssig. Heute steht die Erholung im Vordergrund: Gut erschlossene, sanierte Maisäße bieten Einheimischen und Gästen Rückzugsorte in der Natur.

„Ich habe nur schöne Erinnerungen an diese Zeit. Schade, dass die heutige Jugend das nicht mehr erleben kann“, sagt Oswald Ganahl.